Wir wandern unter dichtem sattgrünen Blätterdach, klettern über umgestürzte Baumstämme, stehen plötzlich vor einem kleinen Wasserfall und freuen uns über das Lüftchen, das uns ab und zu ein bisschen Abkühlung verschafft. Es hat schwüle 30 Grad im Schatten und wir würden zu gerne einfach in den Fluss hüpfen, der uns auf unserer Wanderung begleitet.
Nein, wir befinden uns gerade nicht im Dschungel von Laos, sondern tatsächlich mitten in Hohenlohe. Aber vielleicht auf fast so abenteuerlichen Pfaden, die durch das wunderschöne Bühlertal führen 😉
Hast du Lust, dieses herrliches Flecken Natur mit uns zu erkunden?
(Gewandert im August 2021)
Wandern im Naturschutzgebiet Unteres Bühlertal
Wandern um Vellberg – unterwegs im ursprünglichen Bühlertal
Schon lange steht die vom Tourismusverband „Wilde Pfade“ getaufte Rundwanderung auf unserer Wunschliste. Sie führt auf weiten Teilen durch das Naturschutzgebiet Unteres Bühlertal und folgt teilweise dem 71 km langen und 2020 komplett optimierten Bühlertalwanderweg (BTW).
Das Hohenloher Bühlertal liegt zwischen den beiden Zwillingsflüssen Kocher und Jagst und gilt mit seiner intakten Natur, der nahezu unberührten und geschützten Flusslandschaft und hübschen Fachwerk-Dörfern noch als kleiner Geheimtipp in Baden-Württemberg. Die Bühler entspringt in Abtsgmünd-Pommerstweiler im Schwäbisch-Fränkischen Wald und mündet nach 51 Kilometern bei Geislingen in den Kocher.
Daten & Infos zur Rundwanderung Bühlertal „Wilde Pfade“
- Start & Ziel / Parken: Parkhaus Vellberg (kostenlos)
- Länge: 9,8 km
- Dauer: 3 Std.
- Anspruch: einfach – mittel (bei Nässe können die Felsen entlang der Bühler sehr rutschig sein – gutes Schuhwerk notwendig! Bei Glätte oder Hochwasser muss die Ausweichroute genommen werden)
- Nicht barrierefrei
- Einkehr: in Vellberg
⇒ Hier findest du die Route zum Nachwandern beim Hohenlohe + Schwäbisch Hall Tourismus e.V.
Wir starten unsere Tour im Fachwerkstädtle Vellberg
Am Anfang oder am Ende der Tour solltest du dir auf alle Fälle Zeit für das Städtchen Vellberg nehmen – definitiv einer unserer Lieblingsorte in Hohenlohe! Wir wollen uns nach der Wanderung heute Nachmittag mit Kaffee und Kuchen belohnen, weshalb wir uns jetzt erstmal zügig auf den Weg machen.
Wunderschönes Fachwerk in Vellberg
Wanderung auf Wilden Pfaden durch das Naturschutzgebiet Unteres Bühlertal
Von der Altstadt aus führt der Wanderweg durch Hohlwege, Wald und über Auwiesen ziemlich schnell und kurzweilig ins Naturschutzgebiet Unteres Bühlertal. Die Route folgt hier für einige Zeit dem Bühlertalwanderweg (BWT).
Und wenn die Bühler dann erreicht ist, wird´s richtig wild! Auf großen, teilweise ziemlich rutschigen (!) Steinen wandern wir direkt am Fluss entlang. Leider bleibt es weiterhin unser Traum, einen Eisvogel zu beobachten. Ich könnte mir aber sehr gut vorstellen, dass dieser Abschnitt der Bühler einen perfekten Lebensraum für den bunt schillernden Meisterfischer darstellt.
Denn er brütet und jagt am häufigsten an fischreichen, langsam fließenden und von Bäumen gesäumten Flüssen mit Steilufern. Während er die Steilufer für das Bauen seiner Nisthöhlen nutzt, dienen ihm Bäume und Baumstämme als perfekte Sitzwarten, von denen er sich pfeilschnell kopfüber auf seine Beute im Wasser stürzen kann.
Bitte beachte, dass du dich auf weiten Teilen der Wanderung im Naturschutzgebiet Unteres Bühlertal bewegst und halte unbedingt die entsprechenden Verhaltensregeln ein ♡
Auf großen Steinen wandern wir direkt an der Bühler
Ganz unerhofft taucht links vom Weg plötzlich ein kleiner Wasserfall zwischen den riesigen Muschelkalkwänden auf. Überall liegen Baumstämme, an den Hängen wachsen Farne – was für eine wilde und wunderbare Natur! Königsblaue Prachtlibellen tanzen über der Bühler, Schmetterlinge bedienen sich am Blüten-Buffett und über uns zwitschern die Vögel im dichten Grün.
Das 306 ha große Naturschutzgebiet Unteres Bühlertal gilt laut Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) als „eines der schönsten Täler Baden-Württembergs mit überdurchschnittlicher ökologischer Ausstattung und Artenvielfalt des Flusses und seines Talraumes mit artenreichen Laubwäldern, Magerrasen und der noch als Grünland genutzten Talaue.“ (Quelle)
Ein Wanderpaar – übrigens mal wieder nahezu die einzigen Menschen, die uns heute begegnen – kommt uns freudestrahlend entgegen. Sie spricht aus, was wir denken: „Das ist doch wie im Urwald hier, oder?“ Absolut!
Durch das dichte Laubwald-Dach wandern wir noch ein Stückchen weiter entlang der Bühler, bevor wir wieder von den Geräuschen der Zivilisation eingeholt werden. Den Zug, der vor uns über die Eisenbahnbrücke rauscht, hören wir bisher nur. Denn zu sehen bekommen wir die durchaus imposante Brücke erst kurze Zeit später.
Schweren Herzens müssen wir uns nach der Bahnbrücke erstmal von der Bühler und ihren schmalen Pfaden verabschieden. Denn raus aus dem Dschungel folgt jetzt ein kurzes Stück über Felder und durch Wiesenlandschaft – die verwachsenen Wege wirken teilweise, als würden hier kaum Wanderer vorbeikommen. Ein Wunder, dass wir keine Zecke als Andenken mit nach Hause bringen.
Die Kirchenruine Anhausen und der abgegangene Weiler Rappolden
An einer Gabelung zweigt ein Wanderweg nach rechts ab – und tatsächlich könnte man hier abkürzen. Um ehrlich zu sein, wäre das bei der Hitze heute gar keine schlechte Idee gewesen. Denn der weitere Weg unserer Rundwanderung nach Anhausen (links ab) ist zwar nicht unbedingt langweilig, aber auch nicht wirklich spektakulär.
Lohnenswert ist allerdings die alte Kirchenruine in Anhausen, wo wir eine kurze Rast einlegen. 976 wurde die Kirche St. Bartholomäus erstmals urkundlich erwähnt, sie war das Zentrum von 12 Orten entlang der Bühler. 1863 wurde sie allerdings aufgegeben, versteigert und danach abgebrochen. Zur 1000-Jahr-Feier erwarb Sulzdorf den alten Kirchplatz und richtete ihn zur Gedenkstätte ein. Heute finden hier auch wieder Gottesdienste unter freiem Himmel statt.
Unterhalb des Kirchplatzes gibt es noch mehrere Grotten, in einer Nische steht sogar eine kleine Marienstatue.
Nach Anhausen geht´s erstmal raus aus dem Tal und durch einen Hohlweg und blühende Wiesen rauf auf die Höhe. Leider ist es mittlerweile ziemlich diesig und es wird immer schwüler.
Nicht verpassen solltest du den kurzen Abstecher, der hinunter zum abgegangenen Weiler Rappolden führt. Hier wären wir übrigens rausgekommen, wenn wir die vorhin erwähnte Abkürzung genommen hätten.
Kurzer Abstecher zum abgegangenen Weiler Rappolden
1970 verließ die letzte Pächterfamilie nach 600 Jahren Ortsgeschichte den Weiler Rappolden und die dortige Mühle, 1986 stürzten das Wohn- und Mühlengebäude leider ein. Schade, dass die historischen Baudenkmäler nicht vor dem Zerfall gerettet werden konnten!
Der weitere Weg ist erstmal weniger spektakulär und die Luft ist etwas raus. Wir merken, dass unsere Beine etwas müde werden, die Hitze tut ihr Übriges.
Sobald wir – vorbei am Sportplatz von Talheim – nochmal die Bühler erreichen, tragen uns unsere Füße wieder ein bisschen leichter und wir genießen die letzte Etappe bis zum Ziel in Vellberg – schließlich warten hier ja auch Kaffee und Kuchen auf uns 🙂
Gemütlicher Abschluss der Wanderung in Vellberg
Leider hat das wunderbare Schwedencafé nachmittags nicht mehr geöffnet (Update 2022: Hotel & Café sind dauerhaft geschlossen), ich hätte mich so auf eine gemütliche Fika gefreut. Aber Kaffee und Kuchen schmecken auch im kleinen Museum auf dem Marktplatz lecker.
Vellberg gehört definitiv zu unserem Lieblingsorten in Hohenlohe!
Wunderschönes Fachwerk in Vellberg
Jedes Jahr im Sommer wird von regionalen Künstlern eine Straßengalerie gestaltet, die sich wirklich zu entdecken lohnt. Überhaupt wirkt Vellberg mit seinen wunderschönen Fachwerkhäusern, dem Schloss, mittelalterlichen Toren und der Kunst im Städtle immer wie ein kleines, sympathisches Freilichtmuseum auf uns.
Fazit zu unserer Bühlertal Wanderung „Wilde Pfade“
Vor allem auf den schmalen Pfaden entlang der Bühler und im gesamten Naturschutzgebiet Unteres Bühlertal hat uns die Wanderung total begeistert! Dass nach der Hälfte der Tour bei uns ein bisschen die Luft und Begeisterung raus war, lag sicherlich vor allem am extrem drückenden Wetter. Insgesamt also eine klare Empfehlung von uns und ganz bestimmt nicht die letzte Wanderung, die wir hier in der Region unternommen haben! Welche kannst du uns empfehlen 🙂 ?
Noch mehr Inspiration?
- Falls du lieber mit dem Fahrrad unterwegs bist, ist vielleicht unsere Radtour von Schwäbisch Hall ins Bühlertal mit Pause in Vellberg das Richtige für dich
- Auf ähnlich wilden Pfaden waren wir auf unserer Wanderung im Jagst- und Gronachtal bei Kirchberg unterwegs. Die Hammerschmiede Gröningen ist dafür ein toller Ausgangspunkt.
- Auch die Wanderung durch das Rötelbachtal ab Eberbach an der Jagst ist auf einigen Abschnitten herrlich naturnah und verwunschen
- Du liebst Schluchten und Wasserfälle? Dann werden dich die Bodenbach- und die Tobelschlucht in den Löwensteiner Bergen bestimmt begeistern
