Das Hohenloher Freilandmuseum in Wackershofen ist ein tolles Ausflugsziel in Hohenlohe

Eines unserer liebsten Ausflugsziele in Hohenlohe ist das Freilandmuseum Wackershofen bei Schwäbisch Hall. Wir lieben es total, durch das weitläufige Gelände mit seinen Feldern, Wiesen und Obstbäumen zu laufen, Tiere zu beobachten, in den verschiedenen historischen Gebäuden auf Zeitreise zu gehen und Mäuschen zu spielen in der für uns heute so fremden Welt unserer Vorfahren.

Das Freilandmuseum Wackershofen

Mitten in der typischen Landschaft der Hohenloher Ebene, knapp 10 Kilometer von Schwäbisch Hall entfernt im Weiler Wackershofen, liegt das weitläufige Freilandmuseum. Rund 70 historische Gebäude aus der Zeit zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert wurden aus verschiedenen Orten der Region hierher umgesetzt, originalgetreu eingerichtet und mit vielen spannenden Infos für die Besucher ausgestattet.

Hier gibt es stattliche Bauernhöfe und Handwerkerhäuser, Werkstätten und Mühlen, eine Kelter, ein altes Schulhaus, einen Bahnhof und vieles mehr zu entdecken. Das gesamte Freilandmuseum ist wirklich bis ins letzte Detail total liebevoll ausgestattet! Im Bauernhof hängt der Mantel noch am Haken der Eingangstür, die Wäsche trocknet über dem Ofen. Das Essen scheint in den Töpfen auf dem Herd zu kochen und der Esstisch ist gedeckt, als würde die Familie gleich gemeinsam zum Mittagessen am Tisch sitzen.

Kommst du mit auf unseren Spaziergang durch das ländliche Leben unserer Vorfahren?


Achtung: Coronabedingt gibt es dieses Jahr einige Änderungen, bitte informiere dich vor deinem Besuch auf der offiziellen Museums-Website.


Ein sommerlicher Spaziergang durch das Freilandmuseum

Es riecht schon ziemlich ländlich, als wir das Freilandmuseum Wackershofen morgens betreten. Kein Wunder, denn gleich hinter dem Eingang begrüßen uns die tierischen Stars des Museums, die Schwäbisch-Hällischen Landschweine. Die alte Hausschweinrasse galt um 1980 schon als nahezu ausgestorben. Bis Rudolph Bühler, Landwirt aus Wolpertshausen und Besitzer einer Schwäbisch-Hällischen Muttersau, Mitte der 80er Jahre die letzten verbliebenen Exemplare der Rasse zusammensuchte, um ihr endgültiges Aussterben zu verhindern. 1988 gründete er mit Kollegen die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall.

Schwaebisch Haellisches Landschwein im Freilandmuseum Wackershofen

Schwäbisch-Hällisches Landschwein im Freilandmuseum Wackershofen

Jetzt gilt es erstmal, sich einen Plan zu machen. Denn das Gelände ist mit seinen rund 40 ha Fläche nicht gerade klein. Am Eingang bekommst du einen Übersichtsplan mit allen Gebäuden bzw. Gebäudegruppen und thematischen Dörfern, zu denen die einzelnen Bauwerke gebündelt wurden. So kannst du neben dem Hohenloher Dorf das Mühlental, das Steigengasthaus, das Weinbauerndorf, die Waldberge, die Gebäudegruppe Technik und – ganz neu – das 20. Jahrhundert nach dem Zweiten Weltkrieg erkunden.

Das Weinbauerndorf

Statt links ins Hohenloher Dorf, dem quirligen Herz des Freilandmuseums, abzubiegen, laufen wir zuerst zum etwas erhöht und abseits liegenden Weinbauerndorf. Schon die Römer betrieben hier regen Weinbau und bis heute ist Hohenlohe ein kleines, feines Weinanbaugebiet. In der alten Scheune aus Möhrig erfährst du einiges zum seltenen Handwerk der Küfer, während im Gemeindebackhaus nebenan ab und zu duftende Museumsbrote und Hefezöpfe frisch aus dem Holzofen kommen.

Weinbauerndorf im Freilandmuseum Wackershofen in Hohenlohe

Auf dem Weg ins Weinbauerndorf

Kueferwerkstatt als Dauerausstellung im Freilandmuseum Wackershofen in Baden Wuerttemberg

Seit 2019 gibt es die Dauerausstellung „Küferei“, für die ein Küfermeister seine komplette Werkstatt an das Museum übergeben hat

Für Kinder gibt’s hier oben einen kleinen Spielplatz direkt neben dem Ziegenstall und sonntags kann man im Verrenberger Weinbauernhaus ganz typisch und lecker in der Besenwirtschaft einkehren (kann coronabedingt abweichen). Die Gebäudegruppe eignet sich also auch perfekt für eine ausgiebige Pause.

Bevor die Hitze dieses supersonnigen August-Tags uns zu sehr zusetzt, laufen wir vorbei an Bienenhäusern und einer Sägemühle weiter nach oben in die Waldberge. Einen kurzen Stopp legen wir natürlich bei den hübschen Limpurger Rindern ein, wo die Limpurgerin Wenke erst Ende Juli ihre kleine Winni zur Welt gebracht hat 🙂

Limburger Rinder aus Hohenlohe

Die Waldberge

Von den Waldbergen hast du einen tollen Blick über das Museum und die dahinter liegende Hohenloher Landschaft. Hier oben ist der Sommerkeller normalerweise von Mai bis September an jedem ersten Sonntag im Monat bewirtschaftet (kann coronabedingt abweichen).

Ausblick Freiluftmuseum Wackershofen und Hohenlohe

Ausblick über das Freiluftmuseum und Hohenlohe

Am wahrscheinlich höchsten Punkt des Museums thront ein großes Bauernhaus. 1778 in Löwenstein gebaut, wurde es 1879 zum Forsthaus und für die folgenden rund 100 Jahre zur Wohnstätte für zahlreiche Försterfamilien. Im Dachgeschoss befindet sich die auch für Kinder interessante Ausstellung „Wald und Glas“, wo du unter anderem Waldgeräusche erraten bzw. zuordnen kannst.

Kueche im Forsthaus Joachimstal im Freiluftmuseum Wackershofen

Die Küche im Forsthaus Joachimstal

Kapelle im Freilichtmuseum Wackershofen

Blick auf die kleine Kapelle in den Waldbergen

Für mich eines der interessantesten Gebäude ist das Bauernhaus aus Käsbach mit seiner Dauerausstellung „Der Käshof – Dramatische Ereignisse im Winter 1944 / 45“. Nur durch Zufall kam bei der Umsetzung des riesigen Bauernhauses seine Rolle im nationalsozialistischen Deutschland ans Licht. Die dort lebende Familie Kaiser nahm 1944 drei Personen bei sich auf. Max Rosenfelder und seine Tochter Ilse, beide jüdischer Abstammung, und den Wehrmachtsdeserteur Willi Bruchhausen. Statt viele Fragen zu stellen, brachten sie die Drei zusätzlich zu den schon auf dem Hof lebenden Familienmitgliedern, Zwangsarbeitern und Bombenflüchtlingen bei sich unter und retteten ihnen damit vermutlich das Leben.

Mit Schautafeln, aber auch mit Bild und Ton wird die Geschichte des Hofs wirklich eindrücklich vermittelt – mir jagt der Besuch jedes Mal wieder eine Gänsehaut über den Rücken.

Der Kaeshof im Zweiten Weltkrieg

Die Geschichte des Käshof im Zweiten Weltkrieg

Das Mühlental

Mit viel Ausblick geht es jetzt wieder hinunter ins „dichter besiedelte“ Hohenloher Dorf. Im auf dem Weg liegenden Mühlental lohnt es sich, in die Mahl- und Sägemühle Laun aus dem Jahr 1687 mit ihrer komplett funktionstüchtigen historischen Getreidemühle und der ebenfalls betriebsfähigen Sägmühle zu schauen. Mit etwas Glück finden bei deinem Besuch hier sogar Vorführungen statt und du kannst die Mühlen in Aktion erleben.

Muehle im Freilandmuseum Wackershofen

Mahl- und Sägmühle Laun

Saegmuehle im Freiluftmuseum Hohenlohe

Die voll funktionsfähige Sägmühle

Muehle in Wackershofen

Blick in die Getreidemühle

Um ehrlich zu sein, habe ich noch nie vorher von einem Steigengasthaus gehört. Aber man wird im Museum ja nur schlauer 😉 Diese wurden als Gasthäuser und Raststationen für die durchreisenden Kaufleute und Fuhrknechte eröffnet, die auf den steilen „Steigen“ auf dem Weg vom Tal in die Höhe waren. Für Menschen und Zugtiere bot sich hier Gelegenheit zur Stärkung und zum Übernachten.

Sattel im Steigengasthaus Wackershofen

Total spannend ist die Geschichte der Jenischen in Hohenlohe, über die du in einer Dauerausstellung beim Steigengasthaus viel erfährst. Die Jenischen waren ein reisendes Volk mit eigener Sprache, die mit ihren Reisewagen als Händler, Handwerker und Schausteller übers Land fuhren. Bis heute unklar ist die Herkunft der Jenischen, die vor allem im nationalsozialistischen Deutschland verfolgt und diskriminiert wurden. Aber auch sonst war man den Jenischen gegenüber wohl misstrauisch eingestellt. Viele Jenische ließen sich in Pfedelbach als Handwerker nieder, hier haben sich Sprache und Kultur noch teilweise erhalten und sogar die 2017 neu eingeweihte Gemeindehalle bekam (nicht ohne Widerstand) einen jenischen Namen: Nobelgusch. Das bedeutet „Edle Halle“.

Einen interessanten aktuellen Artikel über die Jenischen in Pfedelbach findest du auch in der Heilbronner Stimme.

Ein Wagen der Jenischen im Freilandmuseum Wackershofen

Ein voll ausgestatteter Reisewagen der Jenischen

Das Hohenloher Dorf

Der Hunger treibt uns weiter ins Hohenloher Dorf, denn hier gibt’s im Museumsgasthof „Roter Ochsen“ leckeres Mittagessen im Biergarten. Für die Kids gibt’s einen kleinen Spielplatz und natürlich auch ein Schleckeis.

Das Hohenloher Dorf ist das trubelig liebenswerte Herz des Freilandmuseums. Hier spielt sich das meiste Leben ab. So gibt es neben den stattlichen Bauernhöfen aus der Zeit um 1550, 1800 und 1900 auch Handwerkerhäuser, Armen- und Taglöhnerhaus, ein altes Schulhaus, das Seldnerhaus, Schaugärten und das Museumslädle zu besichtigen. In und um die Handwerkerhäuser finden oft Workshops und Vorführungen statt, in der riesigen Scheune aus Bühlerzimmern sind häufig Sonderausstellungen zu Gast.

Museumsgasthof Roter Ochsen im Freilandmuseum Wackershofen

Regionale Küche im Museumsgasthof Roter Ochsen

In den alten Gemäuern der historischen Häuser hängt jeweils ein ganz eigener Geruch fest. Die steilen Holztreppen knarzen laut, als ich in einem Bauernhaus neben der Küche das dunkle Treppenhaus hinaufsteige. Wahrscheinlich ist es die Kombination aus Gerüchen, Geräuschen und bildlichen Eindrücken, die mich plötzlich in meine Kindheit und ins Bauernhaus meiner Großeltern zurückbeamt. Ich sehe mich mit meiner kleinen Schwester in den dunklen Dachboden steigen, um mit allerlei staubigen „Schätzen“ wieder runter in die wohlig warme Stube zu kommen, in der alle zusammen bei Kaffee und Kuchen sitzen. Und in die Zeit noch etwas früher, als unsere Mutter, Tanten und die Oma in der Küche frische Milch ausgeschenkt und verkauft haben. Das gesamte Bauernhaus, vor allem das altmodische Schlafzimmer der Großeltern, in das ich manchmal heimlich gelinst habe, wirkte für mich damals schon absolut aus der Zeit gefallen.

Bauernhaus im Freilandmuseum Wackershofen in Hohenlohe

Schönes Bauernhaus im Freilandmuseum Wackershofen

Zimmer im Bauernhaus in Waclershofen

Farbenfrohes Zimmer im Bauernhaus

Aber jetzt zurück in die Gegenwart. Oder auch nicht…  Denn um uns Besucher noch tiefer in die Geschichte der Häuser eintauchen zu lassen, ist auf großen Infotafel die Geschichte einzelner Bewohner mit Fotos dokumentiert. So zum Beispiel von Katharina Frank (1832 – 1902), die mit dem Bürgermeistersohn eine gute Partie macht. So ist die Ausstattung des Bauernhauses auch recht nobel, mit städtischem Einfluss. Von ihren vierzehn Kindern erreichen leider nur fünf das Erwachsenenalter und der viel ältere Ehemann stirbt früh.

Im starken Gegensatz zu diesem Wohlstand stehen unter anderem das Armenhaus und das Taglöhnerhaus. Das Armenhaus war ab 1744 eine Auffangstation für Erwerbsunfähige, Kranke, Ledige oder Heimatlose. Im Erdgeschoss des kleinen Hauses wohnten zeitweise zwei Familien mit insgesamt 13 Familienmitgliedern. Im Dritten Reich diente es als Heim der Hitlerjugend.

Zimmer im Armenhaus

Zimmer im Armenhaus

Tagloehnerhaus Wackershofen Freilandmuseum

Taglöhnerhaus von 1825, das kleinste Haus im Museum

Im Seldnerhaus ist die Dauerausstellung „Frauen im Dorf“ untergebracht. Hier wohnten Kleinbauern (sogenannte Seldner – wieder ein Wort, das ich nie zuvor gehört habe…), Weber, Schuhmacher und Arbeiter in bescheidenen Verhältnissen.

Seldnerhaus im Freilandmuseum Wackershofen

Blick auf das Seldnerhaus

Kueche im Seldnerhaus im Freilandmuseum Wackershofen

Küche im Seldnerhaus

Zum Abschluss des Besuchs lassen wir uns noch ein bisschen durch das Hohenloher Dorf treiben, beobachten die tierischen Bewohner des Museums, werfen einen Blick in das alte Schulhaus und kaufen uns im Museumsladen ein leckeres Eis auf die Hand.

Das Hohenloher Freilandmuseum in Wackershofen ist ein tolles Ausflugsziel in Hohenlohe

Der Museumsladen im Freilandmuseum Wackershofen

Der Museumsladen im Freilandmuseum

Bevor wir das Museum verlassen, laufen wir durch die NS-Zwangsarbeiter-Baracke der Fassfabrik Kurz, in der die leidvolle Geschichte der rund 2100 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in Schwäbisch Hall ausführlich erzählt wird. Hier wurden die Menschen für die Herstellung von Fässern zwangsverpflichtet, die wiederum in der Rüstungsindustrie benötigt wurden. Die Ausstellung wurde konzipiert vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg.

Zwangsarbeiter Baracken im Freilandmuseum Hohenlohe

Eine Tafel mit den bekannten Zwangsarbeitern der Fassfabrik Kurz

Infos & Öffnungszeiten Freilandmuseum Wackershofen


Corona 2020: Bitte schaue vor deinem Besuch unbedingt auf die Website des Freilandmuseum, um aktuelle Infos zu erhalten! Aktuell ist eine Voranmeldung nicht nötig. In den Gebäuden muss Mund-Nasenschutz getragen werden.


Hinkommen

Das Freilandmuseum liegt knapp 10 Kilometer von Schwäbisch Hall entfernt im Weiler Wackershofen und ist gut mit dem Auto oder den Öffentlichen zu erreichen.

  • Der Bahnhof der Westfrankenbahn / Hohenlohebahn befindet sich direkt am Freilandmuseum
  • Von Schwäbisch Hall aus fährt der Stadtbus Linie 7 nach Wackershofen

Aktuelle Öffnungszeiten (Stand August 2020):

  • Täglich von 10 bis 18 Uhr
  • Museumsladen täglich von 12 bis 16 Uhr
  • Das Gasthaus Roter Ochsen hat geöffnet
  • Manche (wenige!) Gebäude müssen leider aufgrund der räumlichen Enge geschlossen bleiben

Eintrittspreis (Stand August 2020)

  • 10 EUR p.P. Erwachsene
  • Mit Metropol-Ticket, Baden-Württemberg-Ticket und HNV- bzw. KreisVerkehr-Tageskarte: 8 EUR p.P.
  • Jugendliche, Auszubildende, Studenten, Schwerbehinderte ab 50 %: 8 EUR
  • Kinder unter 6 Jahre: freier Eintritt
  • Familien-Tageskarte: 22 EUR

Führungen durch das Freilandmuseum, Workshops & Aktionen

Es gibt verschiedene Führungen für Erwachsene, Kinder und Gruppen. Allerdings können diese 2020 nicht alle durchgeführt werden. Hier gibt’s aktuelle Infos.

Unser Fazit

Wie eingangs gesagt, lieben wir das Freilandmuseum Wackershofen und sind immer wieder gerne dort. Da je nach Jahreszeit und Wochentag immer Neues geboten wird, lohnen sich sogar mehrere Besuche im Jahr. Außerdem wächst das Museum immer weiter. Neu aufgebaut wird aktuell eine Gebäudegruppe, die das Leben nach dem Zweiten Weltkrieg umfasst.

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Ausflugsziel Freilandmuseum Wackershofen in Hohenlohe

Tolles Ausflugsziel in Hohenlohe: Das Freilandmuseum Wackershofen