Eine Wanderung durch das Gronach- und Jagsttal stand schon lange auf unserer Heimatwandern-Wunschliste, letztes Wochenende haben wir dann endlich bei strahlendem Sonnenschein die Wanderschuhe geschnürt 🙂
Unsere sommerliche Tour im östlichen Hohenlohe führt von der historischen Hammerschmiede Gröningen über wunderschöne Pfade, herrlich schattige Waldwege und überdachte Holzbrücken nach Kirchberg an der Jagst. Zurück geht es etwas weniger spektakulär durch Wälder, Weiler und Felder.
Infos zur Wanderung durch Gronachtal und Jagsttal
- Länge: 20 km
- Schwierigkeit: Aufgrund der Länge Kondition erforderlich, sonst leicht bis mittelschwer. V.a. bei Nässe können die Waldpfade rutschig sein.
- Nicht barrierefrei
- Beschilderung: Keine einheitliche Beschilderung. Wir haben die Route mit Komoot geplant und damit problemlos navigiert.
- Einkehrmöglichkeiten: Kirchberg an der Jagst (Tipp: Schlosscafé) und Brauereigasthof Wacker in Gröningen. Leider bleibt die Gasttätte „Einkehr zur Hammerschmiede“ 2020 geschlossen.
- Parken (Start und Ziel): Parkplatz Hammerschiede an der Landstraße bei Gröningen
⇒ Die Tour zum Nachwandern findest du bei Komoot
Bitte beachte, dass du dich auf weiten Teilen der Wanderung im Natur- und Landschaftsschutzgebiet Jagsttal mit Seitentälern zwischen Crailsheim und Kirchberg bewegst und halte unbedingt die entsprechenden Verhaltensregeln ein!
Auf wunderbaren Pfaden durchs Jagst- & Gronachtal um Kirchberg an der Jagst
Der Wetterbericht verspricht Sonne satt und Temperaturen um die 30 Grad, entsprechend wappnen wir uns mit genügend Wasser, Sonnencreme und dem obligatorischen Zeckenschutz. Es gibt ja wirklich wenige Tiere, vor denen ich mich fürchte. Neben Zecken gehört dazu aber definitiv der Eichenprozessionsspinner. Und genau vor diesem warnen Schilder am Parkplatz der Hammerschmiede, unserem Startpunkt der Wanderung. Aus eigener Erfahrung weiß ich, welche heftigen allergischen Reaktionen er auslösen kann und bin lieber mehr als vorsichtig. Also schnell den Rucksack gepackt und auf geht’s Richtung Hammerschmiede.
Historische Hammerschmiede Gröningen
Die historische Hammerschmiede, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts betrieben wurde, ist heute ein technisches Kulturdenkmal und Außenstelle des Freilandmuseum Wackershofen. Leider bleibt die Gaststätte Einkehr zur Hammerschmiede dieses Jahr wegen Corona geschlossen, ebenso der Museumsbetrieb. Was besonders bitter ist, weil die aufwändigen Sanierungsarbeiten genau zur diesjährigen Saison fertiggestellt wurden…
Auf ins wilde Gronachtal
An der schattigen Gronach, einem kleineren Zufluss der Jagst, beginnt der absolut schönste Part der Wanderung! Über tolle Pfade laufen wir am Fluss entlang, überqueren ihn mehrmals auf riesigen Trittsteinen und kleinen Holzbrücken. Es ist herrlich ruhig, Wald und Wasser lassen die Hitze schnell vergessen. Um uns herum summt und zwitschert und flattert es. Wirklich wunderschön! Zum Glück werden selbst die Geräusche der nahen Autobahn A6, die die Täler von Jagst und Gronach hier auf hohen Brücken überquert, weitestgehend verschluckt.
Manchmal wird das Tal der Gronach in diesem Abschnitt sogar als Gronachschlucht bezeichnet, da sich der Fluss hier tief in den Muschelkalk gegraben hat. Die intakte Natur und Kulturlandschaft mit ihren Flüssen, den typischen Muschelkalkwänden und Prallhängen, Klingen, Laubwäldern, Biotopen und vor allem der Vielzahl seltener Tiere und Pflanzen wird hier auf über 900 Hektar vom Natur- und Landschaftsschutzgebiet Jagsttal mit Seitentälern zwischen Crailsheim und Kirchberg geschützt.
Kurz nachdem wir eine überdachte Holzbrücke – die erste von drei auf der heutigen Wanderung – überquert haben, mündet die Gronach in die Jagst.
Unterwegs im Jagsttal
Auf breiteren Wegen wandern wir unter der Autobahnbrücke durch bis zur ehemaligen Heinzenmühle, wo ein schöner Rastplatz angelegt wurde. Vom Heinzenmühlensteg hast du einen tollen Blick über und in die Jagst. Überall tummeln sich Fische und sogar eine Ringelnatter haben wir entdeckt 🙂
Verheerende Umweltkatastrophe: Das Jagstunglück 2015
So viele Fische und Tiere in der Jagst zu beobachten, macht uns heute richtig glücklich. Denn unser Naturparadies wurde 2015 fast zerstört, als beim Brand einer Mühle bei Kirchberg Mineraldünger mit dem Löschwasser in die Jagst gespült wurde. Tagelang kämpften Feuerwehrleute und THW damals um zu retten, was noch zu retten war. Und dafür, die Auswirkungen der Umweltkatastrophe auf das Ökosystem der Jagst so gut es ging zu verringern. Wasser wurde umgewälzt und Frischwasser zugeführt, noch lebende Fische umgesiedelt, Nebenflüsse und Biotope abgeriegelt. Trotz der Maßnahmen wurde damals unfassbar viel Leben in der Jagst zerstört – auf den ersten 25 Kilometern unterhalb der Unglücksstelle starben nahezu alle Fische.
Seit dem Unglück sorgt das Aktionsprogramm Jagst dafür, dass der entstandene Schaden im Ökosystem vollständig behoben und die Jagst noch widerständiger und naturnäher wird.
Jetzt folgt ein recht einfaches, schönes aber eher unspektakuläres Wegstück durch die Felder und vorbei an der Lobenhäuser Mühle.
Nach Lobenhausen laufen wir die nun folgenden rund 3 km auf schönen, wenn auch lange nicht so tollen Wegen wie zu Beginn der Wanderung, durch schattige Wälder bis Kirchberg. Im Frühjahr blüht hier (zumindest den Fotos und Beschreibungen bei Komoot zufolge) wohl überall der Bärlauch, das ist sicherlich ein Highlight!
Kirchberg an der Jagst und Pause im Schlosscafé
An diesem Samstagnachmittag dösen die kleinen, bunten Gassen der ehemaligen Residenzstadt verschlafen in der Sommerhitze. Viel ist heute nicht geboten, aber wirklich schön ist es hier in Kirchberg an der Jagst!
Im Schlosscafé gönnen wir uns hausgemachtes Eis und ein Stück frischen Obstkuchen. Schließlich warten mit dem Rückweg noch einmal knapp 10 Kilometer auf uns…
Nachdem Kirchberg im Mittelalter über fast zwei Jahrhunderte im Besitz der drei umgebenden Reichsstädte Rothenburg ob der Tauber, Dinkelsbühl und Schwäbisch Hall war, kaufte das Haus Hohenlohe Kirchberg 1562 zurück. Die mittelalterliche Burg aus dem Jahr 1240 wurde daraufhin zum Renaissanceschloss ausgebaut und über viele Jahrzehnte war Kirchberg Residenz der Adelsfamilie zu Hohenohe-Kirchberg.
Heute gehört das Schloss der gemeinnützigen Stiftung „Haus der Bauern“ und wurde zu einem Zentrum für Kultur und Bildung mit landwirtschaftlichem Akademiebetrieb und Bauernschule, einer Jugendhilfeeinrichtung, seniorengerechten Wohngemeinschaften, Kunst, Kultur, Hotel und Gastronomie ausgebaut.
Aus Kirchberg heraus lohnt sich immer mal ein Blick zurück auf die hübsche „Skyline“ mit Stadtturm, Kirche und Schloss.
Auf dem überdachten Ockenauer Steg, der letzten Archenbrücke unserer Wanderung, überqueren wir noch einmal die Jagst. Eine Infotafel informiert hier über das Jagstunglück 2015.
Nach einem kurzen sonnigen Abschnitt könnten wir auf dem Radweg nach Mistlau weiterlaufen. Wir dagegen biegen nach links ab auf den Jagststeig, ein Abschnitt des 193 km langen Rundwanderweg Kocher-Jagst-Trail durch die schönsten Flusstäler in Hohenlohe. Diesem folgen wir jetzt über Mistlau und Bölgental durch Wälder, über Felder und Wiesen.
Ziemlich am Ende der Wanderung könnten wir unterhalb von Bölgental weiter dem Jagststeig folgen, der hier wieder runter ins Jagsttal führt. Dann würde man ab der Heinzenmühle einen Teil der anfangs tollen Strecke entlang der Jagst und Gronach zurücklaufen, was die Strecke aber nochmal verlängert. Dazu können wir uns leider nicht mehr aufraffen, denn mittlerweile sind unsere Kräfte schon ziemlich aufgebraucht. Es wäre aber ganz bestimmt die schönere Alternative!
Wir dagegen wandern weiter auf kleinen landwirtschaftlich genutzten Wegen über die Höhe. Vorbei an Höfen, Feldern und Wiesen nähern wir uns der Autobahnbrücke, die wir heute Morgen unterquert haben. Während ich schon über unser geplantes, wohlverdientes Abendessen im Brauereigasthof Wacker nachdenke, flucht Marco neben mir lautstark los. Und plötzlich rieche ich es auch. Wir sind zwischen zwei Feldern mitten durch einen frisch mit Gülle gedüngten Wiesenweg gelaufen!
Da ein Missgeschick selten alleine kommt, verpassen wir jetzt auch noch den Wiesenpfad, der direkt vor der Landstraße rechts abzweigt (schlecht erkennbar) und wieder hinunter ins Gronachtal führt. Wir dagegen laufen den verbliebenen Kilometer über die (zum Glück sehr wenig befahrene) Straße zurück. Auf der oben verlinkten Komoot-Route ist der Weg korrekt geplant!
Zurück am Parkplatz tauschen wir kurz die nach Landleben duftenden Schuhe und gönnen uns zum Abschluss des Wandertags ein leckeres Abendessen auf der Terrasse des Brauereigasthof Wacker in Gröningen.
Unsere Wanderung durch Gronach-und Jagsttal – ein Fazit
Eine insgesamt schöne Runde, die ich das nächste Mal allerdings ein bisschen anpassen und kürzen würde. Das Highlight der Wanderung war für uns definitiv die Strecke von der Hammerschmiede durchs Gronachtal und das Jagsttal um die Heinzenmühle. Die Strecke rund um Kirchberg und der Rückweg nach Gröningen über die Höhe war schön, hat uns aber nicht ganz so begeistert. Da wir unbedingt einen Abstecher nach Kirchberg in unsere Wanderung einbauen wollten, war die Tour allerdings nicht anders zu planen.
Ähnliche Routen findest du u.a. bei Outdooractive (kürzer) und im Rother Wanderführer „Hohenlohe“, Tour 32.
Weitere tolle Wanderungen im Jagsttal in Hohenlohe
- Auf dem Pfad der Stille Dörzbach durchs mittlere Jagsttal
- Wandern um Langenburg: Jagsttal Panorama, historische Brücken und das Rätsel von Unterregenbach
- Wandern um Kloster Schöntal, Neusaß und den Storchenturm
- Nicht weit von Kirchberg an der Jagst entfernt ist die Jagsttalranch Gerabronn ein toller Café-Tipp für den Sonntagsausflug
Warst du auch schonmal rund um Kirchberg an der Jagst im Gronachtal und Jagsttal unterwegs? Hast du weitere Wandertipps im Jagsttal für uns? Schreib uns gerne in den Kommentaren!